Eine Reise, die Spuren hinterlässt
Vom 23. bis 25. April 2025 machten sich rund 125 SchülerInnen aus den 4. Klassen der Graphischen – abteilungsübergreifend – auf eine außergewöhnliche und bewegende Reise: die Teilnahme an MoRaH, dem March of Remembrance and Hope. Begleitet wurden sie von einem neunköpfigen Lehrerteam und der Schulärztin. Ziel war es, Geschichte nicht nur aus Büchern zu lernen, sondern sie hautnah zu erleben – an den Orten, an denen sie geschrieben wurde.
Tag 1: Gedenken und Begreifen
Nach einer langen Busfahrt kam unsere Gruppe in Oświęcim (Polen) an – besser bekannt unter dem deutschen Namen: Auschwitz. Vor Ort besuchten wir die Gedenkstätte Auschwitz, inklusive des Museums und einer Führung durch mehrere Guides. Worte reichten kaum aus, um das zu beschreiben, was wir dort sahen: persönliche Gegenstände der Opfer, Baracken, Zäune, das Tor mit der zynischen Inschrift „Arbeit macht frei“. Viele von uns waren still, andere hatten Tränen in den Augen. Es war ein schwerer, aber wichtiger Einstieg.
Am Abend wurden in Likrat-Gesprächen Begegnungen auf Augenhöhe geschaffen. Jüdische Jugendliche sprachen mit uns über jüdisches Leben heute – ein starker Kontrast zur Geschichte, die wir gerade gesehen hatten. Diese Gespräche gaben neue Perspektiven und ließen uns auch über unsere eigene Haltung nachdenken.
Tag 2: March of the Living
Der zweite Tag war der vielleicht eindrucksvollste der gesamten Reise. Gemeinsam mit tausenden anderen Jugendlichen aus aller Welt nahmen wir am March of the Living teil – einem stillen Marsch vom ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz I nach Auschwitz-Birkenau (Auschwitz II). Inmitten der stillen, würdevollen Menge wurde spürbar: Wir gedenken nicht nur, wir stehen auch für eine Zukunft ohne Hass, Ausgrenzung und Antisemitismus. Dabei überraschte uns ein riesiges Gewitter, das plötzlich über das Gelände zog. Trotz strömendem Regen und Donner blieben wir standhaft, rückten enger zusammen und machten das Beste aus der Situation – ein weiterer Beweis für den Zusammenhalt und die Entschlossenheit aller Teilnehmenden.
Tag 3: Hoffnung und Schönheit
Nach zwei schweren Tagen voller Trauer und Reflexion wartete am Freitag ein besonderes Highlight auf uns: ein Konzert in einer Synagoge. Musik, die sich zwischen Melancholie und Hoffnung bewegte, füllte den Raum und berührte uns tief. Es war ein erlösendes, versöhnliches Erlebnis – ein emotionaler Abschluss, der zeigte, dass trotz allem Leid auch neues Leben, neue Hoffnung und neues Miteinander möglich sind.
Im Anschluss hatten wir noch Zeit, die wunderschöne Stadt Krakau zu erkunden. Die historische Altstadt, das jüdische Viertel Kazimierz und das lebendige Straßenbild boten einen weiteren, eindrucksvollen Kontrast zur Schwere der Gedenkorte. Krakau war für viele eine echte Überraschung – voller Kultur, Geschichte und Atmosphäre.
Rückkehr nach Wien
Am Samstag, kurz nach Mitternacht, kehrten wir erschöpft, aber tief bewegt nach Wien zurück. Viele von uns sagten auf der Heimfahrt: Diese Reise werden wir nie vergessen.
MoRaH 2025 war keine „normale“ Schulreise. Es war eine emotionale Erfahrung, die uns als Menschen verändert hat. Wir haben nicht nur gelernt, sondern gespürt. Gesehen. Verstanden. Und wir nehmen eine klare Botschaft mit: Erinnerung ist Verantwortung. Unsere Verantwortung.
Text und Fotos: Mag. Sebastian Stumpf




