Manche sagen anders. Andere kommentieren: „Die Leute an der Graphischen kleiden sich anders. Typisch Kunstschüler halt. Sehr alternativ. Nicht ganz so meins, aber aufhalten kann ich sie auch nicht. Höhere Graphische Bundes Lehr- und Versuchsanstalt triffts eigentlich ganz gut – das Wort Anstalt ein bisschen mehr als der Rest, denn der Versuch, ein bisschen komisch auszusehen, ist ihnen bereits geglückt.“
Die Meinungen darüber spalten sich, aber letztendlich kommt es auf zwei Dinge an: erstens, Graphische-Schüler haben Stil und zweitens, die Verfasser dieser Worte haben dies vermutlich nicht.
Um also zusammenfassen, was unser anders so alles beinhaltet, hier ist, was ich nach vier Jahren an der Graphischen gelernt habe:
- Wenn du das Ganze richtig machen willst, musst du mit Dr. Martens beginnen. Die Teile sind treuer als dein bester Freund, so viel steht fest. Klar, quälen sie dich die ersten Wochen schlimmer als eine anstehende Matheschularbeit, aber das ist okay. Wer schön sein will muss halt leiden. Und diejenigen, die noch halbwegs bei Verstand sind und keine Dr. Martens besitzen, haben halt dann ihr anderes Schuhpaar, von dem sie unzertrennlich sind: Converse, die Samba Adidas, die plötzlich überall auftauchen – das andere hippe Zeugs eben. Und diese tragen sie dann, bis sie ihnen von den Füßen fallen, was in der Tat auch recht unbequem sein kann.
Also, kurzgefasst, haben wir haben alle etwas gemeinsam, wir lieben den Schmerz.
- Es gibt eine unausgesprochene Regel an der Schule, die besagt: Rucksäcke sind verboten. Ich habe nie festgestellt, warum wir uns gegen sie verbündet haben, aber lasst mich euch sagen, besonders schlau sind wir ja nicht. Ich mein ganz ehrlich, wir schleppen jeden Tag einen Laptop, Kamera, Skizzenbuch, unseren Willen zu Leben und fünfzigtausend andere Dinge mit uns rum und denken dabei nicht einmal daran, diese Last auf beide unserer Schultern aufzuteilen? Kein Wunder, dass unsere Rücken die Stabilität eines 70-jährigen haben.
- Die allgemeine Kleiderwahl lässt sich leicht zusammenfassen und ist somit simpel zu verstehen. Wenn man sich also unbemerkt unter das Volk der Graphischen mischen will, muss man folgendes beachten: Die 90er sind in. Low-Waist-Hosen, Freitag Taschen, Hoop Ohrringe, Augenringe, Lederjacke und prinzipiell gilt, wenn man jemanden keiner Abteilung zuordnen kann, dann ist er entweder ein Grafiker oder ein Fremder. Schräg ist gut. Langweilig ist fad. Wenn man nicht mindestens einmal als komisch, alternativ oder obdachlos bezeichnet wurde, hat man was falsch gemacht.
Alles in allem ist der allgemeine Kleidungsstil an der Graphischen ein komplexes Ding. Auch wenn sich gewisse Muster über die Klassen hinweg immer wiederfinden (Augenringe zum Beispiel) gibt es immer wieder Leute, die herausstechen oder auffällig sind oder ganz und gar aus dem allgemeinen Kleidungsstil der Graphischen herausfallen. Aber, wie Oskar Wilde schon sagte: „Zu definieren es zu begrenzen.“
Also beschreibe ich unseren Stil nur so: ein bisschen anders halt. Typisch Kunstschüler. Sehr alternativ.
Elena Hodjaev